Wo wir arbeiten
Unser Standort verkörpert gelebte Winterhuder Stadtteil - Geschichte. Hierüber etwas mehr. Das denkmalgeschützte Bleicherhaus Ulmenstraße ist heute rund 150 Jahre alt. Das genaue Baujahr ist nicht mehr zu ermitteln, jedoch die Zeitspanne, während der es entstand. Erbaut wurde das Haus, in dem wir heute unterrichten, zwischen den Jahren 1867 und 1884 für den Krämer und Geländebesitzer Heinrich Albrecht Ohl. „Krämer“ ist in diesem Fall ein glattes Understatement. Zur 1852 gegründeten „Gewürz -, Fett - und Eisenwarenhandlung Heinrich Ohl“ kam im Jahr 1931 eine Kaffee -, Tee - und Konfitüren - Abteilung hinzu. So gab es in Winterhude zwei „Ohls“, die einigen wenigen alten Winterhudern noch heute ein Begriff sind.
Die Ulmenstraße, älteste Straße Winterhudes überhaupt, wurde im Jahr 1835 auf dem Reißbrett als so genannte „Kunststraße“ konzipiert. Sie verlief schnurgerade auf weitgehend unbebauten Wiesenflächen. Dies sollte sich schnell ändern. Die Ulmenstraße ist die erste Straße, die im damaligen dörflichen Winterhude einen Namen bekam.
Um 1850 siedelten sich in der Ulmenstraße die ersten Wäscher und Bleicher an. Ihre Häuser sind heute das Markenzeichen der Ulmenstraße. Zusammen mit ihren Wirtschaftsgebäuden stellten sie eine sehr praktikable Form dar, Wohnen und Arbeiten organisch miteinander zu verbinden. Für baulichen Prunk hatte man weder die Mittel, noch Sinn. Schön anzusehen und von erstaunlicher Wohnqualität, ist dieser Haustypus heute wieder entdeckt worden. Als eigenständige Bauform bilden die Bleicherhäuser einen liebenswerten und selbstbewussten Kontrast zu den damaligen bürgerlichen Domizilen, ebenso auch zu den dürftigen strohgedeckten Fachwerk - Katen der Arbeiter jener Zeit. Glücklicherweise wurden die meisten dieser Bleicherhäuser vom Zweiten Weltkrieg verschont. Diejenigen von ihnen, die überlebt haben, stehen inzwischen nahezu komplett unter Denkmalschutz und sind heute die ältesten erhaltenen Gebäude Winterhudes.
Da es ab dem späteren 19. Jahrhundert bei den wohlhabenden Hamburger Bürgern üblich war, die Wäsche zum Waschen und Bleichen außer Haus zu geben, kamen die Wäschereien zu bescheidenem Wohlstand - und nicht nur sie, sondern auch weitere Gewerbebetriebe, die sich zunehmend in der Ulmenstraße niederließen.
Für die Ehefrauen der Inhaber bedeutete dies harte Mitarbeit im Betrieb rund um die Uhr. Wer aber kümmerte sich währenddessen um die Kinder? Zur Entlastung der berufstätigen Mütter wurde Anfang der zwanziger Jahre ein privater Kindergarten mit einer examinierten Kindergärtnerin gegründet. Die Kosten trugen wohlhabende Wäschereibesitzer.
Standort dieser quasi ersten Kita in der Ulmenstraße waren die heutigen Räume unseres Klavierstudios.
Dies war jedoch nicht die einzige Nutzung des Bleicherhauses Ulmenstraße 34. Regelmäßig trafen sich hier seit den zwanziger Jahren im „Jugendheim“ in den so genannten „Sälen“ des Erdgeschosses diverse Gruppen der Jugendbewegung, ebenso auch Pfadfinder - Gruppen. Getagt wurde oft bis in die späten Abende.
In der Ulmenstraße 34 lebte und arbeitete auch ein Bildhauer mit seiner Familie. Einige seiner Skulpturen sind auf dem Ohlsdorfer Friedhof zu sehen. Zu weiteren Nutzern des Hauses Ulmenstraße 34 gehörten ebenso ein Tierarzt, eine kleine Speiseeis - Fabrik, damals ein beliebtes Ziel vieler Jung - Winterhuder, sowie ein Kunstschmied.
Auch der zum Gelände gehörende Gebäudekomplex Ulmenstraße 38 - 40 steht unter Denkmalschutz. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier das Serumwerk Ruete - Enoch. Während des Ersten Weltkrieges wurde hier aus Pferdeserum erstmalig ein Impfstoff gegen Diphtherie entwickelt. Das ehemalige, inzwischen aufwendig umgebaute Stallgebäude beherbergt heute ein Architektenbüro.
Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten ist bei uns nach wie vor sehr lebendig. Zu einem Rundgang über unser Gelände sind Sie herzlich eingeladen!